Zugversuch: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 4. März 2017, 12:24 Uhr

Historisches

Die Prüfung der festigkeit von Werkstoffen reicht nachweislich bis in das 15. Jahrhundert zurück. Von 1411 existiert die älteste Bildliche Darstellung einer technologischen Werkstoffprüfung auf Gebrauchseigenschaft, die Prüfung einer Steinbüchse, Leonardo da Vinci beschreibt die Prüfung der Festigkeit von Draht und eine solche Prüfvorrichtung dokumentiert. Empfohlen als Quelle wird[1].

Älteste bildliche Dartsellung Leonardo da Vinci
Steinbüchse-1.jpg Leonardo-1.jpg

Einleitung

Der Zugversuch ist eines der wichtigsten mechanischen Prüfverfahren. Aus dem Zugversuch werden Kennwerte unter einachsiger Belastung bei konstanter Temperatur (meist  Raumtemperatur) bestimmt. Dazu wird ein glatter, d.h. ungekerbter  Prüfstab in eine Zugprüfmaschine eingespannt und in Richtung der Stabachse  mit konstanter Verformungsgeschwindigkeit bis zum Zerreißen gedehnt. Die Zugprüfmaschine erfasst den Zusammenhang zwischen Zugkraft F und Verlängerung ΔL der Probe als Kraft‐Verlängerungs‐Diagramm, mit unter auch als Maschinendiagramm bezeichnet. Kraft und Verlängerung sind aber nicht werkstoffspezifisch, sondern werden von der Probengeometrie (Anfangsmesslänge, Anfangsquerschnitt) bestimmt. Indem die Zugkraft auf den Probenquerschnitt und die Verlängerung auf die Probenlänge bezogen werden, erhält man das Spannungs‐Dehnungs-Diagramm für  den entsprechenden Werkstoff. Bei diesen Diagrammen unterscheidet man das technische Spannungs‐Dehnungs‐Diagramm, das wahre Spannungs‐Dehnungs‐Diagramm und die Fließkurve[2].

Die Probe wird mit einer Normalspannung (senkrecht zur Querschnittfläche wirkenden Kraft) belastet. Das Prüfprinzip ist relativ simpel, die Probe wird-

  • angefertigt
  • vermessen
  • eingespannt
  • gezogen

Die Proben für die Versuchsdurchführung sind genormt, es gibt Flach- und Rundzugproben, sowie Proben in Sonderform ohne Normung.

Durchführung des Zugversuches

Der Zugversuch wird in der Regel an einer genormten Probe des zu prüfenden Werkstoffes durchgeführt. Hierzu wird die Probe in eine hydraulische oder mechanisch arbeitende Zugprüfmaschine eingespannt und mit zunehmender Zugkraft so lange verformt, bis der Bruch der Probe eintritt. Die erforderliche Zugkraft F wird in abhängigkeit der Probenverlängerung ΔL kontinuierlich registriert und mann erhält das Kraft-Verlängerungs-Diagramm.

Sowohl die Zugkraft als auch die Probenverlängerung ist von der Probenabmessung abhängig. Das Kraft-Verlängerungs-Diagramm lieferet daher keine Werkstoffkennwerte mit dessen Hilfe ein quantitativer Werkstoffvergleich möglich wäre. Um von der Probengeometrie unabhängige Kenngrößen zu ermitteln, bezieht man die Zugkraft F daher auf die Probenquerschnittsfläche So der Probe vor der Prüfung und spricht von der (mechanischen) Spannung σ-

Spannung-1.jpg

In analoger Weise geht man von der Probenverlängerung ΔL auf die Probengröße (Messlänge) ebenfalls unabhängige Dehnung ε über-

Dehnung-1.jpg

Kurzzeichen für den Zugversuch

Was Kurzzeichen
Probendurchmesser do
Durchmesser nach Bruch du
Anfangsquerschnitt So
Querschnitt nach Bruch Su
Anfangsmesslänge Lo
Messlänge nach Bruch Lu
Maximalkraft nach Bruch Fm
Versuchslänge Lc

Ermittelte Parameter

Folgende Kennwerte können im Zugversuch ermittelt werden-

Was Kurzzeichen Dimension Beschreibung
Zugfestigkeit Rm MPa Als Zugfestigkeit Rm bezeichnet man das Spannungsmaximum im Spannungs-Dehnungs-Diagramm, d.h. die Höchszugkraft bezogen auf den Anfangsquerschnitt So. Nach überschreiten der Zugfestigkeit erfolgt der Bruch der Probe. Abhängig von der Werkstoffart oder Werkstoffzustand unterscheided man verschiedene Bruchformen.
Streckgrenze Re MPa meist ReH , bei Werkstoffen mit ausgeprägter oberer Streckgrenze

- ReH obere Streckgrenze

- ReL untere Streckgrenze

Dehngrenzen Rp Mpa Rp0,2 bei Werkstoffen ohne ausgeprägte Streckgrenze

Rp0,01 technische Elastizitätsgrenze oder 0,01 Dehngrenze, gerade eben ermittelbare plastische Verformung, kennzeichnet den Übergang von der Mikroplastizität zum makroskopischen Fließen des Werkstoffes.

Dehnung A % Unter der Bruchdehnung A versteht man die bleibende Dehnung der Zugprobe nach dem Bruch.
Einschnürung Z % Die Brucheinschnürung (Verformungszähigkeit) Z ist die größte bleibende Querschnittsänderung nach dem Bruch der Zugprobe.
Elastizitätzmodul E Mpa Proportionalitätsfaktor E, er ist ein Maß für den Widerstand, den ein Werkstoff seiner elastischen Verformung entgegensetzt.
Querkontraktionszahl μ Die Poissonzahl ν (auch Querkontraktionszahl, Querdehnungszahl oder Querdehnzahl genannt; auch mit μ bezeichnet) ist eine Größe in der Mechanik bzw. Festigkeitslehre. Sie dient der Berechnung der Querkontraktion und ist nach Siméon Denis Poisson benannt. Sie gehört zu den elastischen Konstanten eines Materials.
Proportionalitätsgrenze σP
Elastizitätsgrenze σE Als Elastizitätsgrenze eines Werkstoffes bezeichnet man die Größe der mechanischen Spannung, unterhalb der das Material elastisch ist, d. h., es nimmt wieder die ursprüngliche Form ein, wenn die Belastung entfernt wird (nicht-bleibende/reversible Verformung). Beim Überschreiten der Elastizitätsgrenze tritt eine irreversible Dehnung oder Stauchung bzw. eine plastische Verformung auf. Die Elastizitätsgrenzwerte werden neben anderen Materialkennwerten für die Berechnung und Bestimmung der Festigkeit und Stabilität mechanischer Konstruktionen verwendet. Im Spannungs-Dehnungs-Diagramm ist die Elastizitätsgrenze der Punkt, in dem die Spannungskurve vom linearen Verlauf abweicht. Dieser Punkt ist nicht eindeutig definiert, sondern von der Messmethode abhängig.

Normung des Zugversuches

Folgende Normen regeln den Zugversuch an metallischen Werkstoffen

Norm Bezeichnung Teile
DIN 50125 Prüfung metallischer Werkstoffe – Zugproben
DIN EN ISO 6892 Metallische Werkstoffe – Zugversuch Teil 1 - Prüfverfahren bei Raumtemperatur

Teil 2 - Prüfverfahren bei erhöhter Temperatur

Teil 3 - Prüfverfahren bei tiefen Temperaturen

Teil 4: Prüfverfahren in flüssigem Helium (nur ISO Norm)

Probenformen

Durchführung des Zugversuches

Auswertung

Einzelnachweise

<references> [2]

  1. Gernot Krankenhagen, Horst Laube, Werkstoffprüfung - Von Explosionen, brüchen und Prüfungen, Sachbuch rororo, 1983
  2. 2,0 2,1 Professur für Biomaterialien, Praktikum Werkstoffwissenschaft, Zugversuch, TU Dresden