Mikroskopische Prüfung von Warmarbeitsstählen nach SEP 1614: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 8. November 2020, 14:22 Uhr
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Inhaltsverzeichnis
1. Zweck, Wesen und Geltungsbereich der Prüfung[1]
Warmarbeitsstahle finden in diversen Werkzeugen und Werkzeugbereichen Verwendung. So z. B. beim Gesenk-schmieden als Vollgesenke oder Gesenkeinsätze, beim Druckgießen als Formeinsatze, Kerne, Schieber oder Ausstoßer oder beim Strangpressen als Matrizen, Preßstempel, Innen-/Zwischenbüchse oder Mantel. Die Beanspruchung der Werkzeuge ist entsprechend der zahlreichen Anwendungen vielfaltig und komplex; sie umfasst neben den mechanischen auch thermische, abrasive, erosive und gelegentlich auch chemische Einflüsse. Die Werkstoffauswahl für die einzelnen Werkzeugkomponenten ist daher auf die vorherrschenden Beanspruchungen auszurichten. Die Prüfung der Werkstoffeigenschaften sollte daher in Anlehnung an die zu erwartende Werkzeug-beanspruchung erfolgen. Die mikroskopischen Prüfungen zur Beurteilung der Mikrohomogenität der Legierungselemente und des Glühgefüges erfolgen an Schliffproben, die visuell mit den entsprechenden Bildtafeln (Tafeln 1 und 2) verglichen werden.
Dieses Prüfblatt gilt vornehmlich für- die drei Warmarbeitsstähle-
- X37CrMoV5-1 (W.-Nr. 1.2343)
- X40CrMoV5-1 (W.-Nr. 1.2344)
- X38CrMoV5-3 (W.-Nr. 1.2367)
2. Prüfumfang [1]
Die Vereinbarung über Prüfumfang und Qualitätsstandard ist in den Lieferbedingungen festzulegen.
3. Probenahme und Probenvorbereitung[1]
Bei Entnahme der Proben zur mikroskopischen Prüfung ist zu beachten, dass Art, Größe, Gestalt, Menge und Verteilung der verschiedenen Gefügephasen im wesentlichen vom Erschmelzungs- und Gießverfahren, der Geometrie und Größe des Rohblockes, von der Umformung und der Temperaturführung der anschließenden Wärmebehandlung abhängen. Die Proben werden so entnommen, dass die auszuwertende Schlifffläche parallel zur ursprünglichen Hauptverformungsrichtung liegt. Die zu beurteilende Schlifffläche sollte eine Fläche von mindestens 10 mm x 20 mm aufweisen. Prüfbereich siehe Abbildung 1. Die Proben werden dem weichgeglühten Material entnommen, geschliffen und poliert und anschließend in 3 %iger alkoholischer Salpetersäure so geätzt, dass sie die Mikrohomogenität erkennen lassen. Die mikroskopische Beurteilung der Schliffproben erfolgt zur Bewertung der Mikrohomogenität bei einer Vergrößerung von 50 :1 und zur Bewertung der Glühgefügeausbildung bei einer Vergrößerung von 500 :1.
Hinweis - In dieser Richtreihe ist die Probenentnahmestelle für die Gefügeuntersuchung eine andere, als z.B. die Entnahmestelle für die Festigleitsuntersuchung.
4. Aufbau der Bildreihen[1]
4.1 Richtreihe zur Bewertung der Mikrohomogenität der Legierungselemente in Warmarbeitsstahlen (Tafel 1)[1]
Die Richtreihe besteht aus Gefügeaufnahmen mit einer Vergrößerung von 50:1. Sie beschreiben anhand des vorliegenden Seigerungszustandes die Mikrohomogenität der Legierungselemente des zu beurteilenden Warmarbeitsstahles. Die mit Legierungselementen angereicherten Bereiche erscheinen als dunkle Streifen in Netzwerk- oder Zeilenform. Sie sind Folge der bei der Erstarrung ablaufenden Entmischungsvorgange und daher in ihrer Ausbildung stark abhängig von dem Erstarrungsverlauf und damit von dem Herstellungsverfahren der Stähle. Bei besonders starken Seigerungen können im Verlauf der Erstarrung Primärcarbide in den angereicherten Bereichen ausgeschieden werden, die als helle Flecken erscheinen. Im Gußzustand weisen die Seigerungen eine netzwerkartige Struktur auf und werden mit zunehmender Umformung des Gußblockes immer stärker in Zeilenform gestreckt. Die Richtreihe berücksichtigt in vier Zeilen (1 bis 4) den Einfluss zunehmender Verformungsgrade auf die Gefugeausbildung. Zugeordnete, betriebsübliche Abmessungen von Warmarbeitsstahlen enthalt Tafel 3. Die zunehmende Intensität der Seigerungen wird durch die Spalten „SA", „SB", „SC", „SD" und „SE" beschrieben. Die Spalten „SA" und „SB" zeigen typische Gefügeaufnahmen für die sogenannte Premiumqualität, die nur durch besondere metallurgische Verfahren, z. B. das ESU-oder LBV-Verfahren, zu erzielen ist. Die Aufnahmen in den Spalten „SC" und „SD" beschreiben die sogenannte Standardqualitat, die durch die offene Lichtbogenerzeugung zu erzielen ist. Da die Bildrichtreihe für unterschiedlich legierte Stähle erstellt wurde, können folgende Zuordnungen getroffen werden: Die in den Spalten „SA" und „SC" enthaltenen Bilder sind typisch für den Stahl X37CrMoV5-1 (W.-Nr. 1.2343). Die Stähle X40CrMoV5-1 (W.-Nr. 1.2344) sowie X38CrMoV5-3 (W.-Nr. 1.2367) entsprechen aufgrund ihrer höheren Legierungsmassenanteile den Gefügebildern in den Spalten"SB" und"SD". Die in der Spalte „SE" zusammengefaßten Gefügeausbildungen stellen nicht akzeptable Zustände dar.
4.2 Richtreihe zur Bewertung der Gefüge von geglühtem Warmarbeitsstahl (Tafel 2)[1]
Die Richtreihe besteht aus Gefügeaufnahmen mit einer Vergrößerung von 500:1. Sie beschreiben anhand der Einformung und Verteilung der Sekundarcarbide die Glühgefügeausbildung des zu beurteilenden Warmarbeitsstahles. Die in der Spalte „GA" enthaltenen Gefügebilder sind typisch fur den Stahl X37CrMoV5-1 (W.-Nr. 1.2343). Die Bilder in Spalte „GB" gelten für den Stahl X40CrMoV5-1 (W.-Nr. 1.2344). Der erhöhte Vanadiummassenanteil dieses Stahles führt zu den deutlichen Carbidausscheidungen an den Korngrenzen. In den Spalten „GC" und „GD" sind Gefügezustände wiedergegeben, die aus gezielten Bainitumwandlungen nach der Warmformgebung stammen, wobei durch die anschließende Weichglühung eine weitestgehende Einformung der Carbide erfolgte. Die ursprüngliche Charakteristik der Bainitumwandlung ist in diesen Bildern von 1 bis 5 in ihrer Tendenz wachsend wiedergegeben. Bei den in Spalte „GE" enthaltenen Aufnahmen handelt es sich um Gefügeaufnahmen, bei denen der Werkstoff nach der Warmformgebung im Bereich des Perlits eine Umwandlung erfahren hat. Mit zunehmendem Grad von 1 bis 5 ist die entartete Umwandlung im Perlitbereich, in Form von Ferritzonen mit eingelagerten Carbiden, dargestellt. Die in Spalte „GF" beschriebenen Werkstoffe haben nach der Warmformgebung eine weitestgehende perlitische Umwandlung erfahren. Durch unzureichend koagulieren-des Glühen ist die Perlitstruktur noch dominant erkennbar. Für die zerspanende Weiterverarbeitung ist ein derartiges Gefügeunzweckmaßig.
5. Prüfung and Auswertung[1]
Die Schliffproben werden unter dem Mikroskop mit der dem Abbildungsmaßstab der jeweiligen Bildreihe entsprechenden Vergrößerung betrachtet. Bei der Zuordnung des Gefüges in einem Blickfeld ermittelt man dasjenige Bild der Richtreihe, das dem beobachteten Gefüge am nächsten kommt. Sofern keine spezifischen Vereinbarungen getroffen wurden, wird die Beurteilung durch eine Übersichtsbeobachtung ermittelt. Das Prüfergebnis wird in Form der Koordinaten des entsprechenden Bildes (z. B. „SB 3" für die Richtreihe zur Bewertung der Mikrohomogenität der Legierungselemente bzw. „GA 3" für die Bewertung der Glühgefügebildreihe von Warmarbeitsstahl angegeben.
Hinweis - Die nachfolgende Fototafel ist von der Qualität nicht ausreichend für eine korrekte Auswertung der Karbidausbildung, die Qualität wurde absichtlich herabgesetzt, bitte bestellen Sie sich die für eine korrekte Bewertung notwendigen Originaltafeln 1+2 bei[1].
- Tafel 1 Richtreihe zur Bewertung der Mikrohomogenität der Legierungselemente in Warmarbeitsstahlen
- Tafel 2 Richtreihe zur Bewertung der Gefüge von geglühtem Warmarbeitsstahl